Donnerstag, 17. Dezember 2015

Joiz

Der junge Sender für junge Leute

Ein Fernsehsender speziell für die jüngere Generation, bei dem sich alles rund um Soziale Medien dreht? Das kann nur der junge Schweizer Sender Joiz sein, der 2011 gegründet wurde. Er zeichnet sich vor allem durch seine Präsenz auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter und neuerdings auch auf Youtube aus und zieht durch seine Inhalte hauptsächlich das jüngere Zielpublikum in den Bann. Als Privatsender finanziert er sich
durch Werbung.
Mit ihrem neuen TV-Konzept bringen die Macher von Joiz frischen Wind ins TV-Business.

”Man muss sich immer wieder neu erfinden. Damals war es noch ganz neu, doch nun haben andere Sender ähnliche Handlungen.” So unser Interviewpartner Alexander Sautter, Programmchef bei Joiz, der wie auch seine Kollegen sportlich und lässig daherkommt.


Der Sender passt sich ständig an die technischen Entwicklungen und an die Bedürfnisse der Zuschauer an, um so möglichst nahe an das Publikum heran zu kommen. So können zum Beispiel Fernsehsendungen über Chat, Skype oder Twitter von den Zuschauern zu Hause mitgestaltet werden. Während der Sendung erscheinen auf einem grossen Bildschirm im Studio alle Kommentare der Zuschauer, die die Moderatoren in die Sendung einbeziehen. ”Uns ist es wichtig, dass wir mit unseren Zuschauern auf einer Augenhöhe stehen. Uns interessiert die Meinung der Zuschauer!”, so der Programmchef. Wie die meisten Mitarbeiter war auch er zuvor bei SRF angestellt, hat dann aber zu Joiz gewechselt. “Wir nennen uns daher auch gerne den Tochtersender”, fügt er mit einem stolzen Grinsen hinzu. Räumlich sind die beiden Sender nicht weit voneinander entfernt. Joiz hat seinen Sitz in Zürich im Quartier Seebach, gleich neben dem SRF Studio.
Doch aller Anfang ist schwer und so hatte auch Joiz mit einigen Problemen zu kämpfen. UPC Cablecom weigerte sich, den Sender ins analoge Netz aufzunehmen und aufzuschalten, da anscheinend “aus dem banalisierten Inhalt der Sendung weder ein kultureller noch ein gesellschaftlicher Mehrwert geschöpft werden könne”. Harte Worte von UPC Cablecom. Der Kampf ging bis vor das Bundesgericht, wo sich Joiz dann doch durchsetzen konnte und so auch im analogem Netz aufgeschaltet wurde.

Woher dieser aussergewöhnliche Name?
Joiz ist zusammengesetzt aus den englischen Wörtern “Joy” und “Choice”, was so viel bedeutet wie Freude und Auswahl. Die Auswahl bezieht sich auf die verschieden Sendungen mit unterschiedlichen Themen, die verschiedenste Interessen abdecken. “Joy” signalisiert, dass auch der Spassfaktor nicht zu kurz kommt. Die Spitzenreiter auf der Beliebtheitsskala der Sendungen, sowohl bei den Mitarbeitern wie auch bei den Zuschauern, sind die Musikrubrik “Livingroom” und “Noiz”, das Nachrichtenjournal. Eine hohe Einschaltquote bringen auch Sendungen wie zum Beispiel JoizZone, ein Ratgeber, in dem gesundheitliche, berufliche und auch sexuelle Themen behandelt werden, oder auch “Must Have!”, eine Sendung rund um Mode, Fashion und Livestyle. Das Programm besteht aus den interaktiven Live Sendungen in denen sich die Zuschauer mit einbringen können und aus aufgezeichneten Beiträgen zu verschiedenen Themen. Die Sendepausen werden mit Musikvideos und Werbung gefüllt.
“Ich wage es einmal zu behaupten, dass sich keiner so richtig vorstellen konnte, wie das Ganze fünf Jahre später einmal aussehen wird”, sagt Sautter. Dass aus einer einfachen Idee ein solch erfolgreicher Sender würde, hätte wirklich niemand gedacht. 2013 expandierte Joiz nach Deutschland und eröffnete ein Studio in der Hauptstadt Berlin. Im Jahr darauf erhielt der Sender im Rahmen des Swiss-Economic-Forums eine Auszeichnung als besonders innovatives Startup-Unternehmen. Mit der Eröffnung des zweiten Studios stieg auch die Anzahl der Mitarbeiter rasant an. Anfangs waren es gerade einmal 25 Mitarbeiter, heute sind es schon über 50.
Das züricher Studio besteht aus einem einzigen grossen offenen Raum, in dem alle Arbeitsplätze sowie die eigentliche Studioecke für Aufzeichnungen und live Sendungen untergebracht sind. Die Tische bilden Inselgruppen, an denen mehrere Mitarbeiter an einem gemeinsamen Tisch sitzen. Dies sorgt für ein familiäres Ambiente und bietet optimale Möglichkeiten zu Diskussionen und Gedankenaustausch.

Auf einem der Tische herrscht ein wahrhaftes Kabelchaos, was den Technikern zuzuordnen ist. Während auf dem Tisch der Moderatoren die Blätter geordnet auf einem einzigen Stapel liegen. Die vermutlich wichtigste Tischinsel ist die der Social Media Crew. Sie kümmert sich um Snapchat- und Instagram-Accounts und postet regelmässig Kommentare. Es gibt Beiträge, die spezifisch auf eine Plattform gepostet werden. Mit «Facebook only» bezeichnet man zum Beispiel Beiträge, die nur für Facebook-User zugänglich sind.



Vor allem für die Social Media Crew spielen Digitale Medien während der Arbeit, wie auch im privaten Leben eine wichtige Rolle. Sie sind ständig auf allen Plattformen präsent, so dass kein Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit zu erkennen ist.
“Social Media ist praktisch unsere DNS.”, behauptet Sautter.
Wir würden einen so extremen Medienkonsum bereits als Sucht bezeichnen, aber hier ist er beruflich notwendig.
Das Zielpublikum des Senders sind Jugendliche und vor allem junge Erwachsene zwischen 19 und 25 Jahren, die sich dem Alter entsprechend oft auf Online-Plattformen aufhalten.
Wir müssen zu den Leuten, nicht sie zu uns.”
Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter ist mit zirka 25 Jahren ähnlich wie das der Zuschauer. Deshalb können sie die Interessen der Zuschauer besser nachvollziehen und umsetzten. Mitarbeiter und Zuschauer liegen auf gleicher Wellenlänge.

“Neu ist unser moderner Greenscreenraum”. Hier kann man im Nachhinein verschiedene Motive auf alle grünen Flächen projizieren. So scheint es, als wäre der Moderator gerade mitten in einer Grossstadt oder in einem kleineren Bergdorf, obwohl er eigentlich gerade gemütlich auf einem Sofa im Studio sitzt. Mit modernen Kameras, die durch Bewegungsmelder gesteuert werden, wird die Sendung automatisch aufgezeichnet. Kameraleute und lange Kabel sind somit nicht mehr nötig. Doch bis jetzt wird dieser Raum nur für die Rubrik JoiZone oder für kleine Trailer genutzt. “Natürlich müssen die Moderatoren aufpassen, dass sie nichts Grünes tragen, sonst wird der Effekt zerstört”, erwähnt Alexander Sautter mit einem Schmunzeln.
Gleich neben dem modernen Greenscreenraum, von dessen greller Farbe wir einige Zeit später immer noch geblendet sind, befindet sich die kleine Regiekabine.
Von dort aus wird alles gesteuert. Es gibt dutzende Mikrofone und Bildschirme, an denen man die verschiedenen Sendung genau verfolgen kann und so einen Überblick über den Greenscreenraum und die Aufzeichnungsecke erhält. Es ist erstaunlich, wie der Regisseur bei diesen vielen leuchtenden Bildschirmen und Knöpfen den Überblick behält.



Das eigentliche Studio, in denen die restlichen Sendungen aufgenommen werden, ist eine kleine Ecke in dem grossen, offenen Raum, in dem sich auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter befinden.
Ein Sofa, und ein kleines Couchtischchen stehen auf einem Absatz und bilden so das gesamte Studio. Es wirkt sehr gemütlich, fast so wie in einem Wohnzimmer. Ein Regal und einige kleine Objekte werden als Requisiten gebraucht. Manchmal bastelt sich das Joiz-Team die Requisiten selbst wie bei “Joiz in the hood”, eine Hip-Hop-/ Urbansendung. Als Hintergrund hat man hierfür mit einfachsten Materialien eine Gettokulisse gestaltet. Das bringt die typische Gangster-Atmosphäre ins Studio. Es ist sehr simpel gemacht, doch genau diese einfache und schlichte Gestaltung der Sendung ist einer der Gründe, warum sich die Zuschauer so angesprochen fühlen.
Bei Konzerten werden die Möbel verschoben und das Studio wird zur Auftrittsbühne umgebaut.

Doch welche Bands oder Sänger werden gewählt?
Meistens beachten die Mitarbeiter die Wünsche der Zuschauer in den Online-Foren. Wenn die Nachfrage nach einer bestimmten Band besonders gross ist, wird diese gleich angeschrieben und man hofft auf eine Zusage. Häufig kommt es jedoch vor, dass die Bands keine Zeit oder kein Interesse haben. Schnell muss ein Plan B her, der sich dann eher auf die schweizweit bekannten Bands beschränkt. So spielen Acts wie “Lo&Leduc” oder Bastian Baker, aber auch bekanntere wie Milky Chance, Will and the People oder Rita Ora. Die Konzerte kann man auch live beobachten. Entweder man kauft sich die Tickets oder bezahlt sie mit Punkten, die man auf der Website ergattert hat.

Hier bei Joiz wimmelt es nur so von kreativen Köpfen. Immer wieder bringen sie neue Berichte oder Videos in die Sendungen mit ein. Diese kreativen Ideen entstehen während Programmsitzungen, bei denen eine sehr lockere und familiäre Atmosphäre herrscht. Da der Konferenzraum komplett mit Glaswänden ausgestattet ist, erhaschen wir beim Vorbeilaufen einen kurzen Blick auf die momentane Sitzung. Moment mal! Das soll eine Sitzung sein? Während eine Mitarbeiterin Vorschläge auf der Tafel präsentiert, liegen ihre Kollegen gemütlich auf den Sofas herum und kritzelten auf ihren Notizblöcken. Es kommt uns vor, als hätten sie gerade eine Kreativitätspause und man sucht verkrampft nach neuen Programmideen. Aber wie uns mitgeteilt wird, laufen die Sitzungen immer so ab.
Das ist nicht gerade das, was man sich unter einem anstrengenden, stressigen Arbeitsalltag vorstellt. Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten als man es beispielsweise von Bürotätigkeiten kennt. Kritiker würden natürlich behaupten, dass es für einen Fernsehsender hier viel zu improvisiert und chaotisch abläuft.
Aber genau diese kreative, spontane Art und der lockere, freundschaftliche Umgang der Kollegen untereinander sind das, was das Joiz-Team auszeichnet. Diese Mentalität macht sich auch in den Produktionen bemerkbar und es entstehen spielerische, zwanglose Sendungen, die junge Leute ansprechen. Auch uns hat Joiz-TV bei unserem Studiobesuch begeistert. Wir fühlten uns sofort integriert. Genau so geht es auch den Zuschauern. Sie nehmen die Moderatoren als Kollegen und nicht als Fernsehstars wahr. Dass dieses Konzept aufgeht und zum Erfolg führt, hat Joiz-TV bewiesen. Wir hoffen, dass sie ihre spontane und kreative Art beibehalten und Joiz der junge, erfrischende Sender bleibt, der er heute ist.



Meine Eigene Meinung: Ich habe früher selten eine Sendung von Joiz angeschaut, denn es kam mir ein Wenig merkwürdig vor. Ich weiss nicht weshalb. Vielleicht weil ich die Witze nicht verstanden habe, vielleicht weil ich noch zu jung dafür war, vielleicht waren es auch einfach die Handlungen der Sendung die ich langweilig fand. Natürlich werde ich nach diesem besuch meine Meinung drastisch ändern und nur noch Joiz schauen, doch ich werde sie jetzt von einem anderen  Blickwinkel aus betrachten. Ich bin immer noch kein grosser Fan von ihren Sendung, doch nun weiss ich wie es Hinter den Kulissen aussieht. Die Menschen dort sind sehr freundlich, offen und bodenständig. 
Bei einigen Moderatoren, welche mir vorher unsympathisch waren, merkte ich, dass sie eine Rolle spielten beim moderieren. Ich kenn sie nicht gut genug um wirklich zu wissen wie sie ticken, doch sie kamen mir beim Interview ganz nett und witzig vor, wohingegen sie mir bei ihren Sendungen sehr ernst und zynisch vorkamen.
Im Grossen und Ganzem hat mir der Besuch sehr gefallen, auch wenn ich weiterhin nicht bei Joiz einschalten werde.

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